Heute morgen ist Ute Bock, die bekannteste Flüchtlingshelferin Österreichs, gestorben.
Ihre Mitarbeiter*innen haben sich mit diesen Worten verabschiedet:
„In tiefster Betroffenheit müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass uns Frau Bock heute verlassen hat. Nach kurzer schwerer Krankheit ist sie heute um 4:40 im Kreise ihrer Schützlinge im Ute Bock Haus verstorben.
Bis zur letzten Sekunde drehte sich ihr ganzes Denken und Handeln um das Wohlergehen geflüchteter Menschen. Der Erfüllung ihres größten Wunsches, eines Tages überflüssig zu werden, sind wir gerade in Zeiten wie diesen ferner denn je.
Tugenden wie Zivilcourage, Solidarität und Menschlichkeit hat uns Frau Bock Zeit ihres Lebens gelehrt. Ohne viele Worte hat sie einfach gehandelt, sich selbst hat sie dabei nie geschont.
„Ich habe einen Vogel, aber es gibt viele Leute, die meinen Vogel unterstützen“. Einer ihrer beständigsten Unterstützer war Heinz Fischer, der ihr 2012 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich mit den Worten, verlieh: “Die Auszeichnung ist eine symbolische Geste, aber eine deutliche Geste, dass man ihre außergewöhnliche und unorthodoxe Arbeit schätzt und weiß, wie viel Idealismus, Kraft und innere Energie dazugehören“.
„Ute Bock opfert sich täglich auf, um Flüchtlingen ihr Leben in Österreich erträglicher zu machen“, sagte der Industrielle Dr. Hans Peter Haselsteiner, als er 2012 das ehemalige Gesellenheim in der Zohmanngasse 28 Ute Bock übergibt, um es wieder zu einer Zufluchtsstätte für junge Asylwerber zu machen.
Gleichgesinnte wie Alexander van der Bellen, Josef Hader und viele andere, haben sich vor Ute Bocks Selbstlosigkeit stets verneigt. Michael Chalupka, Direktor der Diakonie sagte einmal: „Sie sind nicht nur für tausende Frauen, Männer und Kinder zu einer Hoffnungsträgerin geworden, die auf der Flucht nach Österreich gekommen sind, sondern auch für uns alle, die uns immer wieder auch der Mut zu verlassen droht.”
Elfriede Jelinek wusste Frau Bocks unermüdlichen Einsatz für Flüchtlinge immer zu schätzen: „Sie sind ein Mensch, eine von den Gerechten (…)” und “ haben immer nur helfen wollen.” Dabei ging es Frau Bock stets ums Tun; Bewunderung wie Anfeindung beeinflussten ihr Handeln nicht. “Wenn einer was braucht und ich hab‘s, dann gib ich‘s ihm.”
Sie hat es sich nicht leichtgemacht. Und auch wir sollen es uns heute nicht leichtmachen.
Noch vor kurzem hat Frau Bock gesagt: “Leider haben viele Menschen in Österreich noch nicht verstanden, dass Flüchtlinge in erster Linie Menschen sind. Menschen, die vor Hunger und Mord fliehen. Da kann man nicht einfach wegschauen und sagen, die sollen zurück, von wo sie her sind, so funktioniert das nicht!” Zum Glück gibt es in Österreich auch viele gute Menschen, die so denken wie Frau Bock und unsere Arbeit unterstützen. Menschen, die unser Projekt tagtäglich am Leben halten.
Jetzt, da sie nicht mehr bei uns ist, gilt es die Arbeit von Frau Bock fortzuführen. Jetzt erst recht sind wir alle gefordert!
Mag. Anna Steiger, Christl Weinberger, Univ. Prof. Dr. Michael Havel, Dr. Alfred Fogarassy, Dr. Joachim Schallaböck, Katja Teichert, Thomas Eminger, Ibrahim Ari, Ariane Baron, Barbara Schodl, Bella Chabkhanova, Emanuel Hinterbauer, Eveline Blaschka, Magdalena Hofinger, Michael Obayelu, Michaela Pochmann, Natia Karkadze, Olivia Lasser, Pierre Mare, Sanaa Ahmed, Sandra Eisschiel, Sanjin Sovic, Sherin Rowies, Stefanie Jethan, Stephan Gröger, Verena Doublier, Victoria Strobl, Yama Saberin;“
Frau Bock ist nicht mehr da, aber ihr Projekt lebt weiter und braucht Unterstützung, gerade jetzt.