Viele Asylwerber müssen noch immer jahrelang auf die Entscheidung der Behörden warten. Sollte es Ihrer Meinung nach für Asylwerber mehr Möglichkeiten zum Arbeiten geben?
Gerald Loacker, NEOS
Nach der EU-RL 2013/33 muss dem Asylwerber spätestens nach neun Monaten Zugang zum Arbeitsmarkt gewährt werden. Österreich bricht hier europäisches Recht. Da sprechen wir noch gar nicht davon, dass es für die Integrationsfähigkeit einerseits
Reinhold Einwallner, SPÖ
Asylwerbern mehr Möglichkeiten geben zu arbeiten, ist meines Erachtens ein MUSS. Nicht nur, dass damit Sozialbudgets geschont werden, sondern vor allem auch, dass die Integration besser funktioniert. Egal, ob der Asylbescheid dann positiv oder negativ ist.
Fabienne Lackner, NEOS
Ja. Vollständiger Zugang zum Arbeitsmarkt ist eine Grundvoraussetzung für gelingende Integration. Wir wollen deshalb dafür sorgen, dass dieser der Zugang zum Arbeitsmarkt für Asylwerber_innen spätestens nach sechs Monaten erfolgt und man nicht weiterhin eine Politik betreibt, die Menschen ausgrenzt und davon abhält, als vollwertiger Teil unserer Gesellschaft angesehen zu werden. Die letzten Regierungen haben allerdings noch nicht einmal die EU-Aufnahmerichtlinie umgesetzt, die vorsieht, dass Asylwerbenden spätestens nach neun Monaten effektiver Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht werden muss. Dies ist schon längst überfällig, EU-Recht muss jedenfalls eingehalten werden. Darüber hinaus setzen wir uns für eine Verkürzung der Verfahrensdauern von Asylverfahren ein. Diese sollen binnen 180 Tagen abgeschlossen sein, wodurch sich die obige Frage nicht mehr stellt
Nina Tomaselli & Sanel Dedic; Grüne
Absolut. Das Vorarlberger Modell, umgesetzt von der Caritas, hat sich in dieser Hinsicht bewährt. Wer untätig herumsitzen muss, entwickelt rasch alle Begleiterscheinungen, die aus der Langzeitarbeitslosigkeit bekannt sind. Die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt kostet dann umso mehr Mühe und Geld.
Wir haben mit der Grünen Initiative „Chancen für Asylsuchende – Rückenwind für die Wirtschaft“ ein Modell vorgeschlagen, das menschliches als auch wirtschaftliches Handeln verbindet. Wir fordern, dass Asylsuchende uneingeschränkten Zugang zu Arbeitsbereichen, bei denen dringender Bedarf besteht, bekommen. Vor allem Lehren in Mangelberufen sollen für Asylsuchende zugänglich sein, mit der Bedingung danach auch weiter im Land arbeiten zu dürfen
Norbert Sieber, ÖVP
Nein. Unser Fokus liegt darauf, die Menschen, die eine sichere Perspektive in Österreich haben, schnellstmöglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei ist es entscheidend, dass vor allem jene rund 30.000 arbeitslosen Asylberechtigten, die schon jetzt in Österreich bleiben dürfen, in den Arbeitsmarkt integriert werden. Ziel müssen schnellere Asylverfahren sein, damit schon innerhalb kürzester Zeit Klarheit darüber besteht, ob der betroffene Asylwerber bleiben kann oder nicht.
Wandel – Positionspapier Asylpolitik
Jeder geflüchtete Mensch sollte nach einem halben Jahr Aufenthalt Zugang zum
Arbeitsmarkt haben. Bereits im ersten halben Jahr ist die Möglichkeit Nachbarschaftshilfe leisten dürfen, die mittels Dienstleistungs-Scheck abgerechnet werden darf, einzurichten. Der Verdienst darf nicht mit den Leistungen aus der Grundversorgung gegengerechnet werden.